Erich Sinor

Erich Sinor (2009)
© Dr. Friedrich Polesny

Erich Franz Sinor (* 9. Oktober 1939 in Wien, † 22. Jänner 2020 ebenda) war ein österreichischer Kommunalpolitiker, sowie Gründer und langjähriger Präsident des Vereins „Club der ehemaligen »Schweizerkinder«“.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Privat

Sinor, dessen Vater Josef am 29. August 1944 im Zweiten Weltkrieg in Frankreich gefallen war, wuchs als einziges Kind bei seiner Mutter Adele (geb. Fischer) in Wien Alsergrund auf. Er ist der Cousin von Traude Kossatz, der Gründerin des Lilarum Figurentheaters und Trägerin des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. Sein Onkel, Josef Fischer war von 1960 bis 1968 Vizebürgermeister der Gemeinde Semmering.

1978 bei der Preisverleihung für den ersten Platz bei einem Modellbauwettbewerb der Österreichischen Flugzeug Historiker

1947 verbrachte er im Rahmen der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes drei Monate zur Erholung bei einer Gastfamilie im schweizerischen Wohlen, Kanton Aargau. In den folgenden Jahren engagierte er sich in der Katholischen Jungschar. Sinor war Jungscharleiter in der Pfarre Lichtental, durch die von der Jungschar ins Leben gerufene Dreikönigsaktion einer der ersten Sternsinger Österreichs und bis zu seiner Hochzeit Dekanatsführer. Er war seit 1961 mit der Malerin Lucia Sinor[1] (geb. Werba) verheiratet und hatte mit ihr drei Kinder, unter ihnen den späteren Ö3-Moderator Helmut Sinor, Sabina und Reinhard.

Als ehemaliger Fallschirmspringer beschäftigte er sich in seiner Freizeit intensiv mit der Fliegerei und dem Modellbau. 1978 war er Gründungsmitglied des Vereins ÖFH – Österreichische Flugzeug Historiker.

Er verstarb am 22. Jänner 2020 im Pflegewohnhaus Leopoldstadt. Die Beisetzung fand am 4. Februar im Familiengrab[2] auf dem Sieveringer Friedhof statt. Unter den anwesenden Trauergästen befand sich auch der ehemalige Döblinger Bezirksvorsteher Adolf „Adi“ Tiller, mit dem Sinor seit 1968 privat befreundet war. Er hinterließ seine Frau, seine drei Kinder und die Enkelkinder Victoria und Daniel.

Beruf und Politik

In der Wiener Papierwaren Industrie GmbH – WIPIAG erlernte Sinor den Beruf des Großhandelskaufmanns. Dort lernte er auch seine spätere Frau Lucia kennen. Neben seiner beruflichen Tätigkeit – etwa bei Bahlsen, Kunert und dem traditionsreichen Wiener Spiele- und Spielkartenhersteller Ferd. Piatnik & Söhne – betätigte er sich zunehmend auch auf politischer Ebene in der ÖVP Döbling. Von 1981 bis 1987 war er ÖVP-Bezirksrat in Döbling.

Während seiner Amtszeit als Bezirksrat war Sinor Leiter eines Organisationsteams rund um den Papstbesuch von Johannes Paul II. vom 10. bis 13. September 1983 und koordinierte dessen Besuch der Kirche St. Josef auf dem Kahlenberg am vierten und letzten Tag des Pastoralbesuchs.

Club der ehemaligen Schweizerkinder

Vereinslogo
© Club der ehemaligen Schweizerkinder / Helmut Sinor
Enthüllung der Gedenktafel (v.l.n.r.): Urs Breiter, Nina Kázibwe, Werner Kerschbaum, Erich Sinor, Gesandter i. R. Kurt Novak, Franz Küberl
© Palais Liechtenstein / Julia Holter

„Schweizerkinder“ (oder auch „Schweizer Kinder“) wurden umgangssprachlich jene österreichischen Kinder genannt, die im Rahmen der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes zur Erholung bei Gastfamilien in der Schweiz waren. In der Schweiz wurden diese Kinder liebevoll „Östrichli“ genannt.

Nach seiner Pensionierung engagierte sich Sinor intensiv beim Aufbau des von ihm ins Leben gerufenen Vereins „Club der ehemaligen »Schweizerkinder«“, der rasch auch über österreichs Grenzen hinweg Bedeutung und Anerkennung erlangte.

Zielsetzung des Vereins ist es, sich bei der Schweizerischen Bevölkerung und den diversen Hilfsorganisationen für deren Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg zu bedanken. Man möchte zudem einen Beitrag zum umfassenden Verständnis der Kriegs- und Nachkriegsjahre leisten und einen gewissen Bildungsauftrag zu erfüllen. Weiters möchte der Verein seinen Mitgliedern die Möglichkeit bieten, sich mit anderen ehemaligen „Schweizerkindern“ auszutauschen und Bekanntschaften zu den Pflegefamilien von damals zu pflegen.

So organisierte Sinor 2005 eine Nostalgiereise mit etwa zweihundert ehemaligen „Schweizerkindern“ in einem Sonderzug der ÖBB von Wien nach Bern zur offiziellen Gendenkveranstaltung "Danke Schweiz"[3]. Das Österreichische Bundeskanzleramt unterstützte die Nostalgiereise und integrierte sie in die offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten zum „Gedankenjahr 2005“.

2012 enthüllte Sinor als Höhepunkt einer Festveranstaltung[4] im Herkulessaal des Palais Liechtenstein eine Gedenktafel am Hauptportal des Gartenpalais in der Fürstengasse 1[5], die an die humanitäre Hilfe der Schweiz und Liechtensteins nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Die Patronanz und Instandhaltung der Gedenktafel übernahm die Stadt Wien.

2015 zog sich Sinor aus gesundheitlichen Gründen von der Vereinsspitze zurück.

Einzelnachweise

  1. Homepage der Malerin Lucia Sinor
  2. Familiengrab der Familie Sinor auf dem Sieveringer Friedhof: Abteilung 2, Gruppe 6, Nummer 28
  3. Außenministerium, 4.11.2005: Plassnik: "Hilfe der Schweiz nach 1945 bis heute unvergessen" bei APA-OTS
  4. Palais Liechtenstein, 7.9.2012: "Schweizerkinder" im PALAIS LIECHTENSTEIN - Gedenktafel feierlich enthüllt bei APA-OTS
  5. Exakter Standort der Gendenktafel am Gartenpalais Liechtenstein

Literatur

Weblinks